Letzte Woche war ich in Leipzig vietnamesisch essen und habe, während ich auf mein Essen gewartet habe, das Gespräch am Nachbartisch mit angehört. Ein gut genährter kahlköpfiger junger Mann zwischen 35 und 40 Jahren erklärte gerade seiner Bekannten (gleiche Statur und Alter), dass er jetzt paleo esse und erklärte damit, dass er die knusprig gebackene Ente auf seinem Teller gegessen hatte und die Portion Reis unangetastet beiseite schob. Sie hob fragend die Augenbrauen. Eine Antwort ließ nicht lange auf sich warten. So nach den üppigen Festtagen und den damit einhergehenden angefutterten Kilos, will er jetzt zum neuen Jahr seinem Körper etwas gutes tun. Er habe sich für die Paleo-Diät* entschieden, weil er in einer Studie gelesen habe, das Fleisch basisch sei. Seine Tischgefährtin hob daraufhin wieder verwundert die Augenbrauen. Er erklärte ihr daraufhin ausführlich, dass wenn man mit einem Teststreifen den pH-Wert von Fleisch misst, dieses als basisch angezeigt würde, eine Orange hingegen als sauer. Seine Tischgefährtin gab sich mit der Erklärung zufrieden und sie planten genüsslich ihren weiteren Tagesablauf.

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Fleisch ist basisch, aber …

Ich finde es gut, dass mein Tischnachbar Studien zu Rate zieht, bevor er sich für eine Ernährungsvariante entscheidet. Es ist durchaus richtig, dass Fleisch, Milch und Käse, bevor wir sie verzehren, einen leicht basischen pH-Wert aufweisen. Allerdings werden diese Lebensmittel so nicht von unserem Organismus verstoffwechselt, d.h. in die ihre jeweiligen einzelnen Bestandteile zerlegt. Nach dem neuesten Stand der Wissenschaft wird der pH-Wert eines Lebensmittels berechnet, indem man das entsprechende Lebensmittel verbrennt. Dies bildet den Verdauungsprozeß im menschlichen Organismus nach. Am Ende schauen sich die Wissenschaftler die entstandene Asche an und werten diese aus. Aufgrund der dabei entstanden und zurückgeblieben „Abfallprodukte“ lässt sich entscheiden, ob ein Lebensmittel von unserem Körper basisch oder Säure bildend verwertet wird. Denn diese Abfallprodukte, oder auch Stoffwechselendprodukte genannt, sind es, die nach der Verdauung in unserem Körper zurückbleiben und dort von Schaden oder Nutzen für uns sind. Ein gutes Beispiel ist Vollmilch. Hält man in ein Glas Milch einen pH-Teststreifen, färbt sich dieser leicht bläulich. Die Milch ist also basisch. Der nach dem Verdauungsprozess im Körper verbleibende Überrest ist jedoch extrem sauer.

PH-Wert-Teststreifen

Chronische Übersäuerung macht krank

Die verschiedenen Körperregionen des menschlichen Körpers verlangen unterschiedliche pH-Milieus. Das Bindegewebe, der Dünndarm und die Lymphe benötigen ein leicht basisches Milieu. Dickdarm, Magen und Scheide hingegen bevorzugen eher ein leicht saures Milieu. Alle Körperregionen zusammengenommen, wäre es gut, wenn unser Gesamtorganismus einen leicht basischen Wert aufweist. Das entspricht dann auch dem pH-Wert unseres Blutes. Unter normalen Umständen hat unser Körper kein Problem sein natürliches Säure-Basen-Gleichgewicht aufrecht zu erhalten. Durch unsere heutige Lebensweise mit zu viel Stress, mangelnder Bewegung und unausgewogener Ernährung, muss unser Körper aber vielmehr Säure bildende Überreste neutralisieren als ihm basische Bausteine dafür zur Verfügung stehen. Der Organismus übersäuert allmählich. Ein Säureüberschuss in unserem Körper führt über kurz oder lang zu erheblichen gesundheitlichen Beeinträchtigungen.

Säure ist die Wurzel aller Leiden und Krankheiten

Der Mediziner Dr. Robert Young erläutert in seinem Buch Die pH-Formel für das Säure-Basen-Gleichgewicht: „Der pH-wert unserer Körperflüssigkeiten beeinflusst jede einzelne Zelle in unserem Körper. Der gesamte Stoffwechselprozess hängt von einem alkalischen Umfeld ab. Chronische Übersäuerung zerfrisst Gewebe – und wenn Sie nichts dagegen unternehmen, wird sie sich störend auf sämtliche Zellaktivitäten und -funktionen auswirken, angefangen von Ihrem Herzschlag bis zum Neuronenfeuer in Ihrem Gehirn. Mit anderen Worten: Säure beeinträchtigt das Leben selbst. Sie bildet die Wurzel aller Leiden und Krankheiten. […] [D]iesen Prozess der Aufspaltung säurehaltiger Abfallstoffe und ihre Beseitigung könnte man auch als den ‚Alterungsprozess‘ bezeichnen.“

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Eine basische Ernährung hält jung und gesund

Indem wir unsere Ernährung entsprechend anpassen, unterstützen wir unseren Körper bei seinen Anstrengungen sich seinen optimalen leicht basischen pH-Wert zu erhalten. Wenn wir bei unserer Ernährung den Schwerpunkt auf basisch wirkende Lebensmittel legen, tragen wir dazu bei, unser Inneres von Giftstoffen zu befreien und somit unsere Gesundheit zu fördern und zu stärken.

Ausgiebige Tabellen welche Lebensmittel basisch und welche Säure bildend wirken, finden sich genügend im Internet. Die nachfolgende Auflistung dient mir immer als Orientierung, da sie kurz und übersichtlich ist und sich bequem im Alltag anwenden lässt:

Stark basisch wirkende Lebensmittelfrisches obst gesund obst basisch vitamine
  • reifes Obst
  • grünes Blattgemüse
  • anderes Gemüse (außer Stärkehaltige wie z.B. Kartoffeln)
  • Sprossen

Stark Säure bildende Lebensmittel
  • raffinierter Zuckercola coca cola ungesund sauer coke
  • Milchprodukte
  • tierisches Eiweiß
  • Softgetränke wie Cola etc.
  • Fertigprodukte
  • Alkohol, Medikamente
  • Nikotin

 

 

* Die Paleo-Diät oder auch Steinzeiternährung ist eine Ernährungsform, die sich an der vermutlichen Ernährung der Menschen der Altsteinzeit orientiert. Die Ernährung besteht vor allem aus Fleisch (vom Wild), Fisch, Meeresfrüchten, Schalentieren, Eiern, Obst, Gemüse sowie Kräutern, Pilzen, Nüssen, Esskastanien und Honig. Vermieden werden Milch und Milchprodukte, außerdem Getreide und Getreideprodukte wie Brot, industriell verarbeitete Nahrungsmittel wie Zucker, alkoholische Getränke oder Fertiggerichte.